Norddeutsche Künstlerkolonien – Ein Leben wie gemalt

Ausgehend vom französischen Barbizon entstanden seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in ganz Europa Künstlerkolonien in Gegenden, die von der industriellen Entwicklung noch wenig berührt waren. Die Landschaft jenseits der Großstadt wurde zum alternativen Lebensraum und zum Schauplatz einer antiakademischen Strömung, die der klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts den Boden bereitete.

Norddeutschland mit seinen Mooren und Seenplatten, seinen Wäldern, Stränden und Dörfern, in denen die Zeit stillzustehen schien, bot länger als anderswo ideale Bedingungen für die Suche nach dem einfachen Leben in unberührter Natur als Voraussetzung einer neuen Kunst, einem Leben wie gemalt. In Mecklenburg-Vorpommern verbreiten die drei Künstlerkolonien auch heute noch einen Hauch des damaligen Charme.

Die heute berühmteste deutsche Künstlerkolonie, Worpswede, brachte mit Paula Modersohn-Becker eine der bedeutendsten Malerinnen der europäischen Moderne hervor. In Brandenburg und dem heutigen Mecklenburg-Vorpommern hielt die Freilichtmalerei vornehmlich von Weimar und Berlin aus Einzug. Hier entstanden die Künstlerkolonien Ferch, Schwaan, Ahrenshoop und Hiddensee.

Vor allem die Weimarer Malerschule hatte größten Einfluss auf das Schaffen in diesen neuzeitlichen Refugien. Auf Fischland-Darß und Hiddensee trug der dort angesiedelte Kern einer progressiven Künstlerschaft wesentlich zur touristischen Erschließung der Gegend bei und gibt ihr bis heute ein unverwechselbares kulturelles Gepräge.

In der EuroArt-Organisation, der 1994 in Brüssel gegründeten Vereinigung der europäischen Künstlerkolonien, sind die norddeutschen Kulturstandorte heute international vernetzt. Die Vereinigung versammelt rund 80 Mirgliedsorganisationen aus mehr als 20 europäischen Landern. http://www.euroartcities.eu/